Seit 2015 haben über zwei Millionen geflüchtete Menschen in Deutschland Asyl beantragt, davon über ein Drittel begleitete Kinder im Alter von 0 - 17 Jahren. Im letzten Jahr wurden zusätzlich über eine Million geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Ausländerzentralregister verzeichnet, davon ebenso über ein Drittel begleitete Kinder unter 18 Jahren.
Mit dem Inkrafttreten des Übereinkommens über die Rechte des Kindes – der UN-Kinderrechtskonvention – wurde international anerkannt, dass Kinder eigenständige Träger von Menschenrechten sind. Dies gilt uneingeschränkt für alle Kinder in Deutschland ungeachtet der nationalen, ethnischen und sozialen Herkunft oder des Aufenthaltsstatus. Nach der Ankunft in Deutschland werden geflüchtete Kinder und ihre Familien zunächst in Aufnahmeeinrichtungen der Länder und anschließend in kommunalen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Unter anderem aufgrund von mangelndem Wohnraum leben geflüchtete Kinder und ihre Familien teils über mehrere Jahre in den Unterkünften. Der anhaltend erhöhte Belegungsdruck hat zudem vielerorts dazu geführt, dass - zumindest temporär - eine Unterbringung geflüchteter Kinder und ihrer Familien in Notunterkünften erfolgte, die sich teils auch verstetigte. All dies stellt eine Herausforderung für die Umsetzung des Kinderschutzes dar.
Um zu erfahren, wie es Kindern und Jugendlichen in Unterkünften für geflüchtete Menschen geht und was ihre Anliegen sind, haben UNICEF Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte gemeinsam mit dem SINUS Institut mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 - 18 Jahren in vier Unterkünften gesprochen. Anschließend wurden die Ergebnisse kinderrechtlich eingeordnet und Empfehlungen entwickelt. Die Studie zeigt auf, wo konkrete Herausforderungen bestehen und welche Faktoren Kinder vor Ort bestärken und unterstützen.
Für den Kinderschutz in Unterkünften spielt zudem die Kinder- und Jugendhilfe eine wesentliche Rolle. Geflüchtete Kinder und Jugendliche mit ihren Familien haben Anspruch auf Leistungen, Angebote und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Daher gilt es, Zugänge zur Kinder- und Jugendhilfe zu schaffen, indem Barrieren abgebaut werden. Zudem können die Jugendämter ein wichtiger Partner für die Entwicklung von Maßnahmen und Konzepten zum Schutz geflüchteter Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen darstellen.
Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des diesjährigen Netzwerktreffens der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ beleuchtet werden, unter welchen faktischen Herausforderungen die Umsetzung des Kinderschutzes in der Unterbringungspraxis in der aktuellen Situation steht und wie zugleich den besonderen Bedarfen und Rechten der schutzsuchenden Kinder Rechnung getragen werden kann. Es soll diskutiert werden, welche vielfältigen Praktiken und Ansätze sich - auch in Zeiten besonderer Herausforderungen - bewähren und zu deren Bewältigung genutzt werden können.
Präsenzveranstaltung
Freitag, 13.10.2023
09:30 - 17:00 Uhr
Leonardo Royal Hotel Berlin Alexanderplatz
Otto-Braun-Straße 90, 10249 Berlin
Vertreter:innen von Landes- und kommunalen Behörden
Vertreter:innen der Partneroganisationen der Bundesinitiative
Vertreter:innen der Zivilgesellschaft
Vertreter:innen aus der Praxis, Gewaltschutzkoordinator:innen und andere interessierte Fachkräfte
Max. 80 Teilnehmende
Anmeldungen werden ausschließlich über das Online-Formular hier entgegen genommen. Eine Anmeldung ist bis zum 29.09.2023 möglich.
Auf das Grußwort des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Kooperationspartners Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) folgt eine Keynote aus Perspektive einer Menschenrechtsinstitution. In einem kurzen Kurzimpuls wird anschließend die aktuelle Lage von Kindern und Jugendlichen in Geflüchtetenunterkünften veranschaulicht sowie Risiken, Bedarfe und Perspektiven mit Blick auf den Gewaltschutz anhand der neuen Studie von UNICEF und dem Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) in den Blick genommen. Es folgt ein Podiumsgespräch, in dem im akteur:innenübergreifenden Austausch die Bedingungen und Herausforderungen sowie Ansätze und Praktiken für die effektive Umsetzung des Kinderschutzes in der Unterbringungspraxis besprochen werden. Die Teilnehmenden haben in den anschließenden Workshops die Möglichkeit, mehr über diese und weitere Ansätze sowie spezifische Aspekte des Kinderschutzes zu erfahren, sich zu ihren Erfahrungen auszutauschen und zu vernetzen.
Das Netzwerktreffen der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veranstaltet und findet seit 2017 jährlich zur Beförderung einer akteur:innen- und länderübergreifenden Vernetzung zu gewaltschutzrelevanten Themen statt.
Stand: 20.09.2023
Melanie Haas, Abteilungsleitung Abteilung 1 „Demokratie und Engagement“, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Dr. Sebastian Sedlmayr, Abteilungsleitung Advocacy und Politik, Deutsches Komitee für UNICEF
Tagesmoderation: Blanka Weber
Kinderrechte in Unterkünften für geflüchtete Menschen sind Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte
Claudia Kittel, Leiterin der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention, Deutsches Institut für Menschenrechte
Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in Unterkünften für geflüchtete Menschen
Desirée Weber, Senior Advocacy Specialist Flucht und Migration, Stabstelle Advocacy und Politik, Deutsches Komitee für UNICEF
Sophie Funke, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskon-vention, Deutsches Institut für Menschenrechte
Vielfältige Perspektiven und Ansätze für eine effektive Umsetzung des Kinderschutzes in Unterkünften für geflüchtete Menschen – Herausforderungen und Gelingensbedingungen
Desirée Weber, Senior Advocacy Specialist Flucht und Migration, Stabstelle Advocacy und Politik, Deutsches Komitee für UNICEF
Dr. Stefanie Röhrs, Teamleitung Fachbereich Schutz vor Gewalt, Save the Children
Luisa Gebauer, Referentin Inlandsprogramm Deutschland, Plan International Deutschland e.V.
Natascha Waltz, Unterkunftsleitung Gemeinschaftsunterkunft, Albatros gGmbH
Janna Zalikowsi, Koordinatorin für Gewalt- und Kinderschutz, Landesaufnahmebehörde Niedersachsen
Mittagessen im Restaurant des Tagungshotels.
1. Durchgang | 13:30 - 14:45 Uhr, 2. Durchgang | 15:00 - 16:15 Uhr
Workshop 1: Umsetzung des Kinderschutzes in Notunterkünften (Arbeitstitel)
Andreas Groß, Referent für die Beratung temporärer Unterkünfte für Geflüchtete, Save the Children
Sita Rajasooriya, Multiplikatorin für Gewaltschutz in Nordrhein-Westfalen im Projekt „Dezentrale Beratungs- und Unterstützungsstruktur für Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften“ (DeBUG), PlanB Ruhr e.V.
Workshop 2: Traumasensibler Umgang mit und psychosoziale Stabilisierung von geflüchteten Jugendlichen in der Unterbringungspraxis
Jan Drunkenmölle, Jugendberatung und Liliana Marinho de Sousa, Diplom Pädagogin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin i.A., XENION – Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V.
Workshop 3: Zugänge zur Kinder- und Jugendhilfe – Projekte und Ansätze im Blick (Arbeitstitel)
Janneke Stein, Projektleitung im Fachbereich Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, Save the Children
Luisa Gebauer, Referentin Inlandsprogramm Deutschland, Plan International Deutschland e.V.
Workshop 4: Erstellung und Umsetzung von Kinderschutzkonzepten in der Unterbringung für geflüchtete Menschen (Arbeitstitel)
Natascha Waltz, Unterkunftsleitung und Lara Hein, Sozialarbeiterin Gemeinschaftsunterkunft, Albatros gGmbH
Dr. Meike Nitschke-Janssen, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Tagesmoderation: Blanka Weber
Zusammenfassung und Abschluss
Tagesmoderation: Blanka Weber
Anmeldung bis spätestens zum 29.09.2023 erbeten.