Newsletter #5 (12 | 2021)


Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg:innen,
liebe Leser:innen,

 

die Verantwortung gegenüber afghanischen Ortskräften und ihren Familien, die humanitäre Katastrophe in der sogenannten Sicherheitszone an der polnisch-belarussischen Grenze, nicht zuletzt die vierte Welle der Corona-Pandemie – diese Gegebenheiten wirken sich mitunter stark auf die Unterbringung von geflüchteten Menschen aus.

Bis zum 26. November 2021 sind 7.030 afghanische Ortskräfte mit ihren Familienangehörigen nach Deutschland eingereist (BT Drs. 20/175, S. 6, Antwort auf die Schriftliche Frage der MdB Gökay Akbulut (Nr. 7) vom 02.12.2021). Einreisen mit Bezug zu Belarus beziffert die Bundespolizei aktuell auf 11.088 Personen (PM der Bundespolizei vom 20.12.2021). Insgesamt zeigt sich, dass die Anzahl der Personen, die einen Asylerstantrag gestellt haben, in diesem Jahr erstmals seit 2016 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Demnach haben von Januar bis November 132.666 Personen einen Asylerstantrag gestellt. Zum Vergleich, im gesamten Jahr 2020 belief sich diese Zahl auf 102.581 (BAMF, Aktuelle Zahlen, Ausgabe November 2021, S. 5), wobei die Asylantragszahlen im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren insbesondere wegen der Corona-Pandemie rückläufig waren und sich die aktuellen Asylantragszahlen wieder denen vor der Pandemie annähern. Zugleich zeichnet sich ab, dass die Omikron Mutante „eine neue Dimension in das Pandemiegeschehen“ bringt (Erste Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19 vom 19.12.2021). Stark gesteigerte Übertragbarkeit gepaart mit der Möglichkeit, bestehenden Immunschutz zu unterlaufen sind die in diesem Zusammenhang wesentlichen Eigenschaften der Omikron Mutante.

Das – wenn man so will – doppelte Spannungsverhältnis im Kontext der Unterbringung von geflüchteten Menschen liegt vor diesem Hintergrund auf der Hand: einerseits müssen die zuletzt heruntergefahrenen Unterbringungskapazitäten dem erhöhten Belegungsdruck angepasst werden, ohne andererseits bspw. durch Verdichtung das Infektionsrisiko für Bewohner:innen zu steigern. In der Konsequenz müssen einerseits bereits geschlossene oder im ‚stand-by‘ befindliche Unterkünfte reaktiviert oder neue gebaut werden, ohne andererseits die Errungenschaften im Gewaltschutz auf struktureller und operativer Ebene aufs Spiel zu setzen.

Dieses doppelte Spannungsverhältnis auszutarieren, gelingt am besten dort, wo die unterschiedlichen Perspektiven von Behörden, der Zivilgesellschaft und der Praxis in kontinuierlichem Austausch stehen und im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft für schutzsuchende Menschen zusammenwirken. Ziel dessen ist es, im Rahmen des ordnungspolitischen Auftrags der rechtlichen Träger eine bedarfs- und menschenrechtsbasierte Unterbringung von geflüchteten Menschen sicherzustellen.

Insbesondere in herausfordernden Situationen haben die „Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ den Anspruch, Orientierung bei der Umsetzung eines effektiven Gewaltschutzes zu bieten. Mit der gleichnamigen Bundesinitiative besteht zudem ein Rahmen, um in innovativen Modellprojekten den Schutz von geflüchteten Menschen im Unterbringungskontext weiterzuentwickeln, in regelmäßigen Veranstaltungen Errungenschaften sichtbar zu machen, Herausforderungen zu diskutieren und Lösungswege aufzuzeigen sowie mit verschiedenen Publikationen und Instrumenten vielversprechende Ansätze in die Fläche zu bringen.

Die in dieser Ausgabe des Newsletters zusammengestellten Beiträge bieten einen Einblick in die Aktivitäten im Kontext der Bundesinitiative der letzten Monate. Darüber hinaus haben wir viele weitere Publikationshinweise (Studien / Berichte, Praxisleitfäden, sonstige Publikationen) zu unterschiedlichen Aspekten aus dem Themenfeld Schutz von geflüchteten Menschen in der Unterbringung aufgenommen. Die Inhalte sind in drei Rubriken aufgeteilt:

  1. Beiträge
  2. Publikationshinweise
  3. Dokumentationen vergangener Veranstaltungen

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Zum Abschluss dieses turbulenten Jahres möchten wir uns außerdem herzlich für Ihre Beteiligung an den Aktivitäten im Kontext der Bundesinitiative bedanken. Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten besinnliche Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr – bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Servicestelle Gewaltschutz
Stiftung SPI, Seestr. 67, 13347 Berlin
servicestelle@gewaltschutz-gu.de
030 390 634 760

 

Konnten wir Ihr Interesse wecken? Dann leiten Sie diese Ausgabe des Newsletters gerne in Ihren Netzwerken weiter! Eine Anmeldung zum Newsletter der Bundesinitiative ist möglich unter https://www.gewaltschutz-gu.de/die-initiative/newsletter/anmeldung.

Haben Sie Feedback zum Newsletter? Dann freuen wir freuen uns über Ihre E-Mail an servicestelle@gewaltschutz-gu.de! Gerne berücksichtigen wir Ihre Rückmeldung so weit wie möglich in den nächsten Ausgaben des Newsletters.


1. Beiträge

News
Von der Erprobung zur Verbreitung: Der digitale Gewaltschutzmonitor

Das Tool steht - die praktische Umsetzung und Anwendung kann beginnen! So in etwa lässt sich der aktuelle Stand im Projekt zu Monitoring und Evaluierung des Gewaltschutzes in Unterkünften für geflüchtete Menschen am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) auf den Punkt bringen. Aktuelle Einblicke in das Projekt gibt die Projektleiterin Dr. Kristina Seidelsohn im Gespräch mit der Servicestelle Gewaltschutz.

News
Relaunch: neuer Webauftritt des UBSKM

Wer Informationen zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sucht, wird auf der neu gestalteten Webseite des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) fündig.

News
MiMi-Gewaltprävention: Informationsplattform für die Arbeit mit geflüchteten Menschen

Das bundesweite Projekt „MiMi-Gewaltprävention mit Migranten für Migranten“ des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. stellt seit Mitte August eine umfangreiche und frei zugängliche Online-Informationsplattform für Fachkräfte, MiMi-Mediator:innen und alle Interessierte zur Verfügung.

News
IRC Projekt "Families Make the Difference"

Das International Rescue Committee (IRC) hat mit dem Projekt "Families Make the Difference" von 01/2019 bis 12/2021 Elternkurse an bundesweit neun Standorten umgesetzt und umfangreiche Handbücher für Kursleiter:innen erarbeitet.

News
LSVD meets BAMF

Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Dr. Sommer empfängt Lesben- und Schwulenverband zu Gesprächen in Nürnberg


2. Publikationshinweise

News
Druckfassung der „Mindeststandards“ kostenfrei erhältlich

Bestellungen der "Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften" sind auch in größeren Mengen möglich.

2021 / Kinder / Studie / Bericht
Empfehlungen von UNHCR und UNICEF Deutschland (UNHCR, UNICEF 2021)

zum Bildungszugang asylsuchender Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen

2021 / Studie / Bericht
Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften: Wie lassen sich Schutzkonzepte verbessern? (DeZIM, 2021)

DeZIM Briefing Notes #06

2021 / Kinder / Studie / Bericht
Ghosts in the nursery in exile—Supporting parenting in exile during the COVID‐19 pandemic (2021)

Englischsprachiger Fachartikel zu den Erkenntnissen aus dem Projekt „Gemeinsam stark! Hilfe für geflüchtete Familien mit Säuglingen und Kleinkindern“ (2019 – 2020)

2021 / Studie / Bericht
Unterbringung von geflüchteten Menschen und die Corona-Pandemie (AWO Bundesverband e.V., 2021)

Forderungen an die Politik und Empfehlungen an die Praxis

2021 / Kinder / Studie / Bericht
Bilanzschreiben Kinderrechte und Integration (Plan International, 2021)

Aktuelle Erkenntnisse aus dem Kinderschutzprogramm in Deutschland von Plan International Deutschland e.V.

2021 / Kinder / Studie / Bericht
Der Anspruch auf Entlassung aus einer Aufnahmeeinrichtung für minderjährige Geflüchtete und ihre Familien unter besonderer Berücksichtigung der Kinderrechte (JUMEN, terre des hommes, 2021)

Rechtsgutachten zu AnkER-Zentren

2021 / Studie / Bericht
Unterbringung von Flüchtenden in Deutschland (2021)

Inklusion, Exklusion, Partizipation?

2021 / Kinder / Studie / Bericht
Papiere von Anfang an (DIMR, 2021)

Das Recht auf eine unverzügliche Geburtenregistrierung nach der UN-Kinderrechtskonvention und seine Durchsetzung

2021 / Studie / Bericht
Der Schutz vulnerabler Personen im Flucht- und Migrationsrecht (Hallesche Studien zum Migrationsrecht, 2021)

Grundlagen, Identifizierung und bedarfsgerechte Maßnahmen am Beispiel der Betroffenen von Menschenhandel

2021 / Studie / Bericht
Präventionsreport (DFK, 2021)

Jährlicher Bericht des Deutschen Forums für Kriminalprävention (DFK)

2021 / Praxisleitfaden
Leitfaden des BDSW (BDSW, 2021)

zum Schutz von Flüchtlingseinrichtungen oder -unterkünften für öffentliche Auftraggeber

2021 / Menschenhandel / Sonstige Publikation
Betroffene von Menschenhandel im Kontext von Flucht (KOK, 2021)

Flyer des Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V.

2021 / Trauma / Sonstige Publikation
Konzeptpapier (medical mondiale e.V., 2021)

Qualifizierungsmaßnahmen zu Stress- und Traumasensibilität für multidisziplinäre Teams im Kontext von Flucht

2021 / Praxisleitfaden
Gruppen. stärken (medical mondiale e.V., 2021)

Kleiner Praxisleitfaden für die Gestaltung von Gruppenangeboten für geflüchtete Menschen

2021 / Trauma / Frauen / Sonstige Publikation
Handreichung Stärkende Gruppenangebote (medical mondiale e.V., 2. Aufl., 2021)

Peer-to-Peer: Geflüchtete Frauen* durch Gruppenangebote stärken


3. Dokumentationen vergangener Veranstaltungen

Archiv
„Es geht nur zusammen!“ – Perspektiven für die strukturelle und praxiswirksame Weiterentwicklung des (Gewalt-)Schutzes in Berliner Unterkünften für geflüchtete Menschen

Gemeinsamer Online Reflexionstag des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) und von UNICEF von 9:00 - 16:00 Uhr

News
Erstes deutschlandweites Austauschtreffen von LSBTI*-Geflüchteten mit Queer Refugees Deutschland und DeBUG

Vom 19. – 21.11.2021 fand in Köln erstmals ein Treffen von geflüchteten LSBTI*- Aktivist:innen aus dem Projekt Queer Refugees Deutschland und den Multiplikator*innen für Gewaltschutz aller sieben DeBUG-Kontaktstellen statt. In Kooperation mit den Queer Refugees Deutschland (LSVD) und allen DeBUG-Kontaktstellen stand das Wochenende ganz im Zeichen von Austausch, Vernetzung und Empowerment.

Archiv
"Schutz darf kein Zufall sein!" – Bedingungen, Ansätze und Perspektiven für die effektive Umsetzung von Mindeststandards in Unterkünften für geflüchtete Menschen

Online-Netzwerktreffen der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ von 9:00 bis 14:30 Uhr mit Online Workshops am 11.11.2021 von 10:00 - 11:30 Uhr und 13:00 - 14:30 Uhr.

Archiv
Zwischen Delinquenz und Schutzbedürftigkeit - Ansätze und Herausforderungen zum Umgang mit geflüchteten Männern in Gemeinschaftsunterkünften

Fachtag und Online Workshops für kommunale Gebietskörperschaften in Thüringen

Archiv
"Vom Land in die Kommune" – Kontinuitäten und Brüche des Schutzes von geflüchteten Menschen in der Unterbringung

Online Fachveranstaltung im Projekt "Dezentrale Beratungs- und Unterstützungsstruktur für Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften" (DeBUG) von 9:30 - 15:15 Uhr.

Archiv
Gut statt günstig - Sicherstellung von Qualitätskriterien bei der Ausschreibung von Sicherheitsdienstleistungen für Flüchtlingsunterkünfte

Online Werkstattgespräch für Vertreter:innen von Behörden von 9:00 - 11:30 Uhr


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