Newsletter #6 (04 | 2022)


Editorial

Sehr geehrte Abonnenten,
liebe Kolleg:innen,
liebe Leser:innen,

am 24. Februar 2022 hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen. Seitdem sind laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk über 5 Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht (UNHCR, Stand: 19.04.2022). In Deutschland wurden bereits mehrere Hunderttausende Einreisen von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine dokumentiert (Mediendienst Integration, Stand: 20.04.2022). In einer Befragung des Bundesinnenministeriums von fast 2000 Geflüchteten aus der Ukraine zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten Frauen und Kinder sind (BMI, Stand: 04.04.2022).

Eine positive Entwicklung entlang dieser unerwarteten Kriegssituation ist der am 04. März 2022 von den EU-Innenminister:innen erstmalig getroffene Rats-Beschluss zur Anwendung der sog. Massenzustrom-Richtlinie (Richtlinie 2001/55/EG des Rates). In Deutschland findet die „Massenzustroms-Richtline“ ihre Umsetzung im § 24 AufenthG  (Aufenthaltsgewährung zum vorübergehenden Schutz), wonach die Ausländerbehörden eine „Aufenthaltserlaubnis zum vorübergehenden Schutz“ von zunächst einem Jahr erteilen können, die bis zu max. 3 Jahren verlängert werden kann (Fachinfo des DPGV, Stand: 09.03.2022). Damit einhergeht, dass Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland arbeiten dürfen, sofern die Ausländerbehörde im Zuge der Antragsstellung bzw. Ausstellung der Aufenthaltserlaubnis eine Erwerbstätigkeit gestattet (Germany4Ukraine). Für die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis haben Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine laut Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung bis zum 31. August 2022 Zeit, wodurch ihnen eine unbürokratische Einreise nach und der Aufenthalt in Deutschland erleichtert werden soll (Bundesrat-Kompakt, Stand: 08.04.2022).

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können sich Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland grundsätzlich frei bewegen. Aus der Befragung des BMI ergibt sich, dass sich fast die Hälfte der befragten Geflüchteten aus der Ukraine in Großstädten, wie Berlin, Hamburg und München aufhalten (BMI, Stand: 04.04.2022). Eine maßgebliche Unterstützung in der Unterbringung von aus der Ukraine Geflüchteten wird bisher durch das Angebot von privaten Schlaf- und Unterbringungsplätzen von Privatpersonen ermöglicht. Der Mediendienst Integration berichtete zugleich erst kürzlich zur aktuellen Verteilungs- und Unterbringungssituation, dass die Erstaufnahmeeinrichtungen in einigen Bundesländern fast komplett belegt sind und mehrere Bundesländer deshalb Notunterkünfte einrichten mussten (Mediendienst Integration, Stand: März 2022), sei es, wie Medienberichten zu entnehmen, bspw. mancherorts durch die Wiederinbetriebnahme früherer Unterkünfte, dem Vorhalten von Turn- und Messehallen oder der Unterbringung in Hotels. Auch bauen fast alle Bundesländer derzeit ihre regulären Aufnahmekapazitäten aus (Mediendienst Integration, Stand: März 2022). Die Länder und Kommunen stehen vor diesem Hintergrund auch weiterhin vor der Herausforderung zügig Unterbringungskapazitäten auszubauen. Der (Gewalt-) Schutz von Frauen, Kindern und weiteren vulnerablen Gruppen darf bei der Unterbringung dabei nicht aus dem Blick geraten.

Der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ ist es ein Anliegen, dass die Schutzbedarfe von geflüchteten Menschen, insbesondere von besonders vulnerablen Geflüchteten wie Frauen und Kindern, bei der Unterbringung von Anfang an mitgedacht und durchgehend berücksichtigt werden – so auch in der aktuellen Notsituation. Hierfür ist es wichtig, Gewaltschutz(-maßnahmen) für geflüchtete Kinder, Frauen, LSBTI*-Personen, Geflüchtete mit Behinderung und psychosozialen Problemlagen wie auch von Menschenhandel und Ausbeutung bedrohten und betroffenen Geflüchtete und weiteren schutzbedürftigen Personen zu etablieren und konsequent umzusetzen. Dabei kann auch in der aktuellen Situation auf die im Rahmen der Bundesinitiative in den letzten Jahren erarbeiteten Hilfestellungen und Praxismaterialien wie auch auf die langjährige Erfahrung der Bundesinitiative und ihrer engagierten Mitglieder bei der Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zum Gewaltschutz zurückgegriffen werden. Neben den vielfältigen erarbeiteten Materialen bieten die Multiplikator:innen für Gewaltschutz im Projekt DeBUG (”Dezentrale Beratungs- und Unterstützungsstruktur für Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften“) praktische Hilfe vor Ort an. Dabei gilt gerade auch den Austausch zwischen den relevanten Akteur:innen darüber anzuregen, wie Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen sowie entsprechende Schutzmaßnahmen auch beim Aufbau von Notunterkünften von Anfang an mitgedacht und berücksichtigt werden können – mit Blick auf die aktuellen Notwendigkeiten, Möglichkeiten, Herausforderung aber auch offensichtlichen Grenzen.

In diesem Newsletter möchten wir hierfür Impulse setzen und Sie über die aktuellen Neuigkeiten aus dem Kreis der Bundesinitiative und der Partner:innenorganisationen informieren. Die in dieser Ausgabe des Newsletters zusammengestellten Beiträge, Publikations- und Veranstaltungshinweise bieten einen Einblick in die Aktivitäten im Kontext der Bundesinitiative, die sich vielseitig dem Thema Schutz von geflüchteten Menschen aus der Ukraine widmen aber auch grundsätzlich Gewaltschutz-relevante Themen im Unterbringungskontext von Geflüchteten aufgreifen. Die Inhalte sind in drei Rubriken aufgeteilt:
 

  1. Beiträge
  2. Publikationshinweise
  3. Veranstaltungshinweise


Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Servicestelle Gewaltschutz
Stiftung SPI, Seestr. 67, 13347 Berlin
servicestelle@gewaltschutz-gu.de
030 390 634 760

 

Konnten wir Ihr Interesse wecken? Dann leiten Sie diese Ausgabe des Newsletters gerne in Ihren Netzwerken weiter! Eine Anmeldung zum Newsletter der Bundesinitiative ist möglich unter https://www.gewaltschutz-gu.de/die-initiative/newsletter/anmeldung.

Haben Sie Feedback zum Newsletter? Dann freuen wir freuen uns über Ihre E-Mail an servicestelle@gewaltschutz-gu.de! Gerne berücksichtigen wir Ihre Rückmeldung so weit wie möglich in den nächsten Ausgaben des Newsletters.


1. Beiträge

News
Flucht aus der Ukraine - Praxismaterialien zum Schutz von geflüchteten Menschen

Sonderseite auf der Webseite der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flücht-lingsunterkünften“ ist seit März 2022 online!

News
Kinderschutz in Notunterkünften

Save the Children veröffentlicht Checkliste für die temporäre Unterbringung von Kindern und Familien in Notunterkünften.

News
"Schön, dass du da bist!"

Save the Children und Plan International veröffentlichen ein Kennenlernbuch über die Kinder- und Jugendhilfe für geflüchtete Kinder und Eltern.

News
Viel Solidarität und hohe Aufnahmebereitschaft

Das DeZIM-Institut veröffentlicht erste Ergebnisse Ihrer Schnellumfrage zum Krieg in der Ukraine

News
Umfrage zu kommunalen Gewaltschutzkonzepten für Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete in Niedersachsen

DeBUG-Kontaktstelle für Gewaltschutz in Unterkünften für Geflüchtete in Niedersachsen und Bremen startet unterstützt durch das Ministerium für Soziales eine Umfrage zu kommunalen Gewaltschutzkonzepten für Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete in Niedersachsen.

News
Partizipation in Unterkünften für Geflüchtete

Pilotprojekt zum Thema Partizipation in Geflüchtetenunterkünften der DeBUG Kontaktstellen Baden-Württemberg sowie Niedersachsen und Bremen am 22.03.2022 gestartet

News
Neue Folgen des DeBUG-Podcasts

Die DeBUG-Kontaktstelle für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt hat seit Anfang dieses Jah-res zwei neue Podcast-Folgen veröffentlicht.


2. Publikationshinweise

2022 / Sonstige Publikation / Praxisleitfaden
Der digitale DeZIM-Gewaltschutzmonitor – Gewaltschutz in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete systematisch erfassen (DeZIM-Institut, 2022)

Handreichung

2022 / Sonstige Publikation
Schutz für Geflüchtete aus der Ukraine (DeZIM, 2022)

Was der Ukraine-Krieg für den Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften bedeutet

2021 / Sonstige Publikation
Gesundheitsförderung mit Geflüchteten. Lücken schließen – Angebote ergänzen (Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, 2021)

Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit veröffentlichte 2021 die Handreichung "Gesundheitsförderung bei Geflüchteten" sowie kürzlich Hinweise zur gesundheitsbezogenen Situation der Geflüchteten aus der Ukraine.

2022 / LSBTI* / Sonstige Publikation
Queere Geflüchtete (AWO, 2. Aufl., 2022)

Informationen zur Sensibilisierung der Einrichtungen für die Belange von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*- und inter*geschlechtlichen, queeren, questioning und asexuellen Geflüchte-ten

LSBTI* / Sonstige Publikation
Frei und sicher leben. Strategien zum Umgang mit Gewalt und Anfeindungen gegen junge LSBTIQ* (LSVD, 2021)

Broschüre des 5. Regenbogenparlament: Begleitung, Unterstützung und Schutz von queeren Geflüchteten

2021 / Behinderungen / Sonstige Publikation
Empowerment Now: Selbstvertretung von Geflüchteten mit Behinderung (Handicap International, 2021)

Eine Handreichung von Handicap International.


3. Veranstaltungshinweise

News
Einladung zum deutsch-polnischen Online Symposium „Reception Of Refugees From Ukraine“

Am 28.04.2022 von 9:00 – 15:00 Uhr

News
Neue Online-Seminare im Projekt DeBUG

Neue Online-Seminare zu Gewaltschutz relevanten Themen

News
Online Werkstattgespräch des Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung zum Thema Monitoring

Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung lädt zum Online Werkstattgespräch "Der Gewaltschutzmonitor für Geflüchtetenunterkünfte in der Praxis – Grundlagen, technische Umsetzung, praktische Anwendung" am 03.05.2022 von 10:00 - 13:00 Uhr.

News
Save the Date: Netzwerktreffen der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“

Am 13.06.2022 in Berlin sowie anschließende Online-Workshops am 14.06. und 15.06.2022.

News
Save the Date: Fachtagung zum Thema "Rassismus und rechte Gewalt gegen geflüchtete und asylsuchende Menschen"

Am 28.06. und 29.06.2022 via Zoom.

News
Save the Date: Fachtag “Nur untergebracht oder mitgedacht? Kinderrechte und Beteiligung von Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen“

Am 08.07.2022 widmet sich der Fachtag des Projekts „Der Kinderrechte-Check - Qualität steigern in der Unterbringung geflüchteter Kinder“ von Save the Children Deutschland e. V. ausführlich den Themen Kinderrechte und Beteiligung von geflüchteten Kindern im Unterkunftskontext. Interessierte sind herzlich eingeladen.

News
Save the Date: 3. Fachtag für „Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“

Am 20.09.2022 in Dresden.

News
Länderforum zum Thema „Kinderschutz in Aufnahmeeinrichtungen - strukturelle Verankerung, kindgerechte Beschwerde- und Partizipationswege, psychosoziale Stabilisierung“

Das Online Länderforum fand als gemeinsame Veranstaltung des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport und des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit UNICEF Deutschland am 17.03.2022 statt.


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