Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg:innen,
liebe Leser:innen,
das Jahr 2022 startete mit einem in Europa für unmöglich gehaltenen Ereignis – dem am 24. Februar begonnenen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die Folge ist seither auch eine anhaltende Fluchtbewegung – über 7,8 Millionen Menschen sind seitdem aus der Ukraine innerhalb Europas auf der Flucht (UNHCR). Hiervon sind über 1 Millionen geflüchtete Ukrainer:innen in Deutschland im Ausländerzentralregister registriert (Mediendienst Integration).
Die Unterbringung Geflüchteter aus der Ukraine war zu Beginn insbesondere von einer hohen Aufnahmebereitschaft ehrenamtlicher Akteur:innen geprägt. Ehrenamtliches Engagement spielt bei der Bewältigung von Notsituationen wie auch in vielen anderen Bereichen des Gemeinwesens in Deutschland nachhaltend eine zentrale Rolle (DRK).
Einen wesentlichen Anteil der Unterbringung von geflüchteten Menschen übernehmen die hierfür zuständigen Länder und Kommunen, die ihre Aufnahmeinfrastrukturen umfangreich und im Rahmen der Möglichkeiten ausgebaut haben, um ausreichend Aufnahmekapazitäten zu schaffen. Beispielsweise hat Niedersachsen die Platzzahl in Aufnahmeeinrichtungen mehr als verdoppelt (Mediendienst Integration). Die Nutzung von Hallen, Hotels und Gewerbeimmobilien als Notunterkünfte ist jedoch seither und weiterhin bundesweit nötig, um dem anhaltenden hohen Belegungsdruck in den Ländern begegnen zu können (Mediendienst Integration). Auch mit Blick auf die im Vergleich zum Vorjahr angestiegene Zahl von Asylerstanträgen von Menschen aus anderen Ländern (Mediendienst Integration) sehen sich Länder und Kommunen an ihren Grenzen: reguläre Aufnahmekapazitäten sind erschöpft, Beschäftigte in Geflüchtetenunterkünften sind an ihren Belastungsgrenzen angelangt, qualifiziertes Personal fehlt vielerorts. Wie also in solchen Situationen auch noch Gewaltschutz für geflüchtete Menschen mitdenken, umsetzen und garantieren?
Dieser Frage haben sich die Partner:innenorganisationen in der Bundesinitiative „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ in diesem Jahr in einer Vielzahl von Aktivitäten, Initiativen, Veranstaltungen und Publikationen angenommen. Schauen Sie hierfür auf der Webseite der Bundesinitiative vorbei unter www.gewaltschutz-gu.de, insbesondere auf der Sonderseite „Flucht aus der Ukraine - Praxismaterialien zum Schutz von geflüchteten Menschen“. Weitere Informationen über Angebote in Deutschland für Geflüchtete aus der Ukraine sind auf der Informationsseite „Hilfe für ukrainische Geflüchtete“ des BMFSFJ zu finden.
Außerdem finden Sie auf der Webseite der Bundesinitiative Dokumentationen vergangener Veranstaltungen, wie dem diesjährigen Netzwerktreffen der Bundesinitiative am 13.06.2022. Die Veranstaltung widmete sich unter dem Titel „Belegung unter Druck – Gewaltschutz im Stresstest?“ der Frage, unter welchen faktischen Herausforderungen die Implementierung und Umsetzung von Gewaltschutzmaßnahmen in Zeiten des erhöhten Belegungsdrucks und des schnellen Aufbaus von Unterbringungskapazitäten stehen und wie zugleich den besonderen Bedarfen der Schutzsuchenden Rechnung getragen werden kann. Diesem akteur:innen- und länderübergreifenden Austausch schlossen sich am 14. und 15. Juni Online-Workshops zu spezifischen Schutzbedarfen geflüchteter Menschen an.
Auch der Fachtag im Rahmen der Bundesinitiative am 17.11.2022 mit dem Titel „Kommunale Schutzkonzepte für die Unterbringung von Geflüchteten - Ansätze zur strukturellen Verankerung und effektiven Umsetzung“ bot die Gelegenheit für einen Austausch darüber, wie Maßnahmen zum Gewaltschutz auch in Zeiten besonderer Herausforderungen berücksichtigt werden können.
Mit der Online Workshop Reihe „Geflüchtete Menschen mit besonderen Schutzbedarfen unterstützen - Grundlagen, Sensibilisierung und Handlungsorientierung für die Umsetzung des Gewaltschutzes in Unterkünften für Geflüchtete“ konnten im Zeitraum von August bis November dieses Jahres bundesweit rund 450 Beschäftigte in geflüchteten Unterkünften für die Bedarfe von besonders schutzbedürftigen Geflüchteten sensibilisiert und anwendungsorientiertes Wissen für den Umgang vermittelt werden. Eine umfangreiche Nachbereitung erwartet Sie in der ersten Newsletterausgabe im kommenden Jahr.
Darüber hinaus können Sie die Vielzahl der in diesem Jahr veröffentlichten Studien, Praxisleitfäden, Berichte und Handreichungen rund um das Thema „Gewaltschutz im Unterbringungskontext“ auf der Webseite der Bundesinitiative unter Publikationen einsehen. Eine jüngst veröffentlichte Publikation, auf die wir Sie aufmerksam machen möchten, ist die Handreichung des DeZIM-Instituts zum digitalen Gewaltschutzmonitor und der Frage, wie der Gewaltschutzmonitor funktioniert und angewendet wird.
Die vorgenannte Handreichung ist ein Ergebnis aus dem Projekt „Monitoring und Evaluierung eines Schutzkonzeptes für geflüchtete Menschen in Flüchtlingsunterkünften: Skalierung und Vertiefung“ des DeZIM-Instituts, dass dieses Jahr erfolgreich zum Abschluss kommt. Welche wesentlichen Erkenntnisse im Rahmen des vom BMFSFJ geförderten Projektes erlangt worden, berichten Dr. Kristina Seidelsohn und Sifka Frederiksen in einem Gespräch mit der Servicestelle Gewaltschutz in dieser Newsletter-Ausgabe.
Zwei weitere im Rahmen der Bundesinitiative vom BMFSFJ geförderte Projekte enden zum Ende dieses Jahres. Zum einen das Projekt „BeSAFE - Besondere Schutzbedarfe bei der Aufnahme von Geflüchteten erkennen“ der BAfF e.V. in Kooperation mit der Rosa Strippe e.V., zum anderen das Projekt „Gemeinsam für mehr Teilhabe geflüchteter Kinder und Familien am Kinder- und Jugendhilfesystem. Zugänge schaffen und Kooperationen fördern!“ von Save the Children Deutschland e.V. und Plan International Deutschland e.V. Wir freuen uns, dass die Projektverantwortlichen beider Projekte jeweils für ein Gespräch zur Verfügung standen und in dieser Ausgabe des Newsletters über die wesentlichen Ergebnisse aus dem jeweiligen Projekt berichten.
Das vom BMFSFJ geförderte Projekt „Dezentrale Beratungs- und Unterstützungsstruktur für Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften“ (DeBUG) wird auch im kommenden Jahr weitergefördert. Im Rahmen des Projektes haben die DeBUG-Kontaktstellen für Baden-Württemberg sowie für Niedersachsen und Bremen in diesem Jahr das Teil-Projekt „Partizipation in Unterkünften für geflüchtete Menschen“ umgesetzt. In einem Gespräch geben die DeBUG-Multiplikator:innen Ulrike Ottl und Milena Michy einen Einblick in die Projetumsetzung und -ergebnisse. Außerdem gibt es eine neue Folge in der DeBUG-Podcast-Reihe zum Thema „Bausteine eines Schutzkonzeptes“. Hören Sie gerne rein – auch in die weiteren Podcast-Folgen des DeBUG-Projektes!
Weitere Informationen zu Aktivitäten, Publikationen und vergangene Veranstaltungen aus dem Themenfeld Schutz von geflüchteten Menschen in der Unterbringung und im Kontext der Bundesinitiative und der Partner:innenorganisationen finden Sie in dieser Ausgabe des Newsletters. Die Inhalte sind in drei Rubriken aufgeteilt:
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
Zum Abschluss eine Info in eigener Sache: nach sechs Jahren verlässt Usama Ibrahim-Kind zum Jahreswechsel die Servicestelle Gewaltschutz. Franziska Queck ist wie gewohnt für Sie ansprechbar.
Wir möchten uns herzlich für Ihre Beteiligung an den Aktivitäten im Kontext der Bundesinitiative bedanken und wünschen Ihnen erholsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr - bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Servicestelle Gewaltschutz
Stiftung SPI, Seestr. 67, 13347 Berlin
servicestelle@gewaltschutz-gu.de
030 390 634 760
Konnten wir Ihr Interesse wecken? Dann leiten Sie diese Ausgabe des Newsletters gerne in Ihren Netzwerken weiter! Eine Anmeldung zum Newsletter der Bundesinitiative ist möglich unter https://www.gewaltschutz-gu.de/die-initiative/newsletter/anmeldung.
Haben Sie Feedback zum Newsletter? Dann freuen wir freuen uns über Ihre E-Mail an servicestelle@gewaltschutz-gu.de! Gerne berücksichtigen wir Ihre Rückmeldung so weit wie möglich in den nächsten Ausgaben des Newsletters.
Das vom BMFSFJ geförderte Projekt der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.) in Kooperation mit Rosa Strippe e.V. endet nach nunmehr zwei Jahren Projektlaufzeit. Im Gespräch mit der Projektleitung werden Einblicke in die Projektumsetzung und dem hieraus gewonnenen Erfahrungswissen zur Identifizierung besonderer Schutzbedarfe bei der Aufnahme von Geflüchteten gewährt.
Nach zwei Jahren endet das gemeinsame Pilotprojekt von Save the Children Deutschland e.V. und Plan International Deutschland e.V. Einblicke in die Projektumsetzung und die gewonnen Erfahrungen und Erkenntnisse geben Janneke Stein (Save the Children Deutschland e.V.) und Luisa Gebauer (Plan International Deutschland e.V) – Leitung des Projektes – in einem Gespräch.
Das Monitoring-Projekt des DeZIM-Instituts endet Ende dieses Jahres. Wie die Verbreitung des digitalen Gewaltschutzmonitors erfolgte und welche wesentlichen Erkenntnisse entlang der Skalierung des Monitoring-Tools sowie der Evaluierung des Gewaltschutzes an Pilotstandorten erlangt werden konnten, berichten Dr. Kristina Seidelsohn und Sifka Frederiksen (DeZIM) im Gespräch.
Die DeBUG Kontaktstellen für Baden-Württemberg sowie Niedersachsen und Bremen haben im Jahr 2022 gemeinsam ein bundesländerübergreifendes Pilotprojekt zum Thema Partizipation in Unterkünften für geflüchtete Menschen am Beispiel von Bewohner:innenräten durchgeführt. In einem Gespräch mit der Servicestelle Gewaltschutz berichten Ulrike Ottl (Multiplikatorin für Gewaltschutz für Niedersachsen und Bremen, Diakonisches Werk in Stadt und Landkreis Osnabrück GmbH, DeBUG) und Milena Michy (Multiplikatorin für Gewaltschutz für Baden-Württemberg, Caritasverband Karlsruhe e.V., DeBUG) wie die Projektumsetzung verlaufen ist und welche wesentlichen Erkenntnisse erlangt werden konnten.
Zum Thema „Bausteine eines Schutzkonzeptes“
Leitlinien für Beratung und Therapie mit qualifizierter Sprachmittlung in den BafF-Mitgliedszentren wurden am 07. November 2022 verabschiedet.
Das Projekt „Der Kinderrechte-Check“ von Save the Children Deutschland e.V. veröffentlicht neue Publikationen im Bereich Kinderschutz und Kinderbeteiligung in Unterkünften für geflüchtete Menschen.
Am 24. Oktober 2022 fand der Fachtag „Geflüchtete Menschen mit besonderem Schutzbedarf: Identifizierung – und dann?“ in Bochum statt.
Fachtag im Rahmen der Bundesinitiative "Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften am 17.11.2022 von 9:30 - 17:00 Uhr in Berlin mit Live Webcast (HyHyve)